Aussaatvergleich Gerste
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Gerste in der Direktsaat gleiche Erträge wie in der Mulchsaat erzielt. Die extensive Direktsaat führt allerdings zu einem höheren Unkrautdruck, vor allem bei Gräsern.
Im Anbaujahr 2023/24 haben wir am Standort Wambergen einen Verfahrensvergleich von Direktsaat zu klassischer Mulchsaat mit Wintergerste (Vorfrucht Winterraps) durchgeführt. Bei der Direktsaat haben wir zudem getestet, ob und wie sich zwei verschiedene Pflanzenschutzstrategien (intensiv/extensiv) auswirken, während in der Mulchsaat eine extensive Strategie gewählt wurde.
Versuchsablauf
Anfang September wurden die Teilstücke für die Direktsaat mit einer Glyphosat-Behandlung (UX5201 Super) vorbereitet. Auf der Fläche für die Mulchsaat kamen vorbereitend der Catros+ 5000-2 Pro und der Cenius 3002 Special zum Einsatz.
Die Aussaat der Wintergerste (KWS Exquis) mit einer Aussaatstärke von 320 Körnern/qm wurde auf allen Teilflächen Anfang Oktober durchgeführt. Die Direktsaat erfolgte mit der Primera DMC 3000-C (18,75 cm Reihenweite), die Mulchsaat mit der Centaya 3000 Super + KG (12,5 cm Reihenweite).
Zur Unkrautkontrolle haben wir Mitte Oktober auf allen Teilflächen eine Herbizidmaßnahme durchgeführt. Nur auf dem Teilstück der intensiven Direktsaat erfolgte Mitte März eine zweite Herbizidmaßnahme. Die weiteren Pflanzenschutzmaßnahmen sowie die Düngung (ZA-V 4200 & UF 2002 mit FT1001) erfolgten einheitlich in allen Varianten (siehe Übersicht).
Was haben wir genau untersucht?
Zum einen hat uns bei diesem Versuch interessiert, ob in der Direktsaat die gleiche Pflanzenschutzstrategie möglich ist wie in der Mulchsaat. Außerdem wollten wir wissen, ob die Gerste in der Direktsaat ein identisches Ertragsniveau erreicht wie in der Mulchsaat und ob sich insgesamt ein betriebswirtschaftlicher Vorteil der Direktsaat ergibt. Schließlich haben wir uns auch angesehen, ob die Direktsaat einen Effekt auf die Bodenstruktur hat.
Was zeigte sich im Feld?
Anzumerken ist, dass die gesamte Vegetationsperiode durch sehr hohe Niederschläge gekennzeichnet war.
Die Bestandsdichten lagen in den drei Varianten auf einem hohen Niveau (siehe Grafik), die Reihenweite hat in diesem Punkt offenbar keine Rolle gespielt. Unterschiede waren in puncto Unkrautdruck zu beobachten, hier wirkte sich bei den Direktsaatvarianten die spätere Bestandsschließung als Folge der höheren Reihenweite aus. Vor allem die extensive Direktsaat hatte mit einem höheren Unkrautdruck zu kämpfen, wohingegen die intensive Direktsaat von der Herbizidmaßnahme im Frühjahr deutlich profitiert hat, hier konnte der Unkrautdruck halbiert werden.
Grundsätzlich ist zu sagen, dass es wenig Mittel gegen Gräser in Gerste gibt und der Behandlungserfolg zudem mit nur etwa 50 % zu wünschen übriggelassen hat.
Und der Ertrag?
In puncto Ertrag erreichten alle Varianten ein für unsere Region sehr hohes Niveau. Raps als Vorfrucht ist als ideal für die Direktsaat zu bewerten. Die Direktsaat extensiv hat den höchsten Ertrag verzeichnet, hier zeigt sich, dass die Gräsermaßnahme im Frühjahr bei der Variante Direktsaat intensiv ca. 15dt/ha an Ertrag gekostet hat.
Die Mulchsaat war im Bestand während der gesamten Anbauperiode immer etwas weiter als die Direktsaat. Zur Ernte war die Gerste dann bereits stärker zusammengebrochen und damit schwieriger zu ernten, was zu höheren Ernteverlusten durch Ausfallgetreide geführt hat. Hier wäre ein etwas früherer Erntezeitpunkt sinnvoll gewesen sowie eventuell eine stärkere Behandlung mit Wachstumsregler/Fungizid gegen Halmbruch.
Die Feuchtigkeit lag im kompletten Bestand mit ca. 11 % auf einem niedrigen Niveau.
Beim Erlös machten sich die höheren Pflanzenschutzkosten und der niedrigere Ertrag bei der intensiven Direktsaat bemerkbar, die in puncto Deckungsbeitrag merklich unter dem Ergebnis der beiden anderen Varianten liegt. Die extensive Direktsaat schneidet hier am besten ab, der höhere Unkrautdruck spiegelt sich in dem guten Ergebnis nicht wider.
Fazit: Wir haben einen sehr guten Ertrag ernten können und konnten durch die Direktsaat die Kosten reduzieren, Ein Effekt auf die Bodenstruktur durch die Direktsaat hat sich aktuell nicht gezeigt, allerdings erfolgte die Umstellung auf Direktsaat auf der Fläche erst mit Ansaat der Gerste. Hier interessiert uns die mittelfristige Entwicklung, weshalb wir mehrere Jahre hintereinander mit Direktsaat arbeiten werden. In Zukunft ist genau beobachten, wie sich durch die Direktsaat die Unkrautdynamik verändert. Nach der Ernte der Wintergerste, das Stroh ist auf der Fläche geblieben, wurde eine Zwischenfrucht gesät, wo durch das Zinkenschar der Primera DMC 3000-C die Zwischenfrucht sich sehr gut etablieren konnte. Im Anbaujahr 2024/25 wird Mais angebaut und werden verschiedene Intensitäten der Bodenbearbeitung vergleichen.