Es war einmal …

Diese Ansicht des Stammwerkes in Hasbergen-Gaste wurde im Jahr 1950 gemacht, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Bild zeigt das Werk aus östlicher Richtung mit drei Schornsteinen. Der größte gehörte zu einem Kesselhaus mit Dampfmaschine, in dem die benötigte Energie und der Wärmebedarf der Firma produziert wurde. Beheizt wurde der Kessel überwiegend mit den Holzabfällen, die bei der Herstellung der Düngerstreuer, Kartoffelsortierer und dergleichen anfielen. 

Das Kesselhaus wurde im Januar 2006 abgerissen, während der Schornstein aus baufälligen Gründen bereits vorher zurückgebaut werden musste. Der kleinere Schornstein gehörte zu der ehemaligen Dampfmaschine, von der aus bis ca. 1937 der Antrieb der Drehbänke und Bohrmaschinen über Transmissionswellen erfolgte. Daneben stand ein Wasserturm für die Versorgung der Dampfmaschine, der 1950 überflüssig geworden war. Schornstein und Wasserturm wurden ca. 1951 abgerissen.

Dann gab es noch den kleinen dritten Schornstein. Er gehörte zu einem großen Schmiedefeuer, in dem die Stahlreifen für die großen Holzräder der Düngerstreuer glühend gemacht und mit zwei starken Männern mithilfe von Zangen aus dem Feuer und auf die Holzräder aufgeschlagen und schnell in Wasser getaucht wurden, damit das Holz der Räder nicht verbrannte.

Nach dem Krieg war das Werk ca. ein halbes Jahr stillgelegt. Die britischen Einheiten hatten das Gelände umfunktioniert zu einem Durchgangslager für deutsche Soldaten, die nach dem Kriege wieder in ihre Heimat zurückgeführt wurden. Täglich wurden bis zu 10.000 Kriegsteilnehmer von britischen Soldaten mit Militär-Lkws zum Werk gefahren, dort einen Tag verpflegt, über Nacht untergebracht und am nächsten Tag weitertransportiert. Viele Jahre haben sich die ehemaligen Soldaten gerne an den Aufenthalt bei AMAZONE erinnert, den letzten Tag in Gefangenschaft und dann die Entlassung in die Freiheit.

Danach wurde AMAZONE die Herstellung von Landmaschinen wieder genehmigt und es ging unter der Leitung von Dipl. Ing. Heinrich Dreyer mit ca. 50 Mitarbeitern wieder los. Das ist ein wichtiger Teil der 140-jährigen Geschichte der Amazonen-WERKE.

Die älteste „AMAZONE“

Andere Firmen nennen als Gründungsjahr gewöhnlich die Errichtung einer handwerklichen Werkstatt. Bei AMAZONE ist das das allerdings anders. Hier wird die Gründung der Fabrik für landwirtschaftliche Geräte genannt – das war 1883. Auch vorher beschäftige sich die Familie Dreyer während mehrerer Generationen mit der Herstellung landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte, allerdings auf handwerklicher Basis. Das heißt mit Einzelanfertigung. So lieferte bereits der Großvater des Gründers Heinrich Dreyer, Johann Caspar Dreyer, eine Getreidereinigungsmaschine, genannt Wannemühle, um 1780 an die Stadt Osnabrück. Das hat Heinrich Dreyer in seiner Chronik dokumentiert und diese Maschine ca. 1938 von der Stadt zurückerworben. Sie steht in ihrer ganzen Pracht und sehr gut erhalten in unserem Museum auf Gut Wambergen. Diese Wannemühle ist sehr aufwendig ganz aus Eichenholz und die Beschläge aus handgeschmiedetem Eisen hergestellt und hat sicherlich verhältnismäßig viel Geld gekostet. Sie ist auch heute noch voll funktionsfähig, obwohl sie deutliche Gebrauchsspuren aufweist. Auch damals galt bei den Dreyers schon: Das Wichtigste ist gute Qualität und optimale Funktion.