21.02.2022
Visionär der Landtechnik feierte 90. Geburtstag
Ein Leben voller Leidenschaft für Amazone:
Prof. h.c. Univ. Samara R A S Dr. Dr. h.c. Heinz Dreyer
Prof. h.c. Heinz Dreyer (1932 - 2023), langjähriger Geschäftsführer der Amazonen-Werke, feierte am 19. Februar seinen 90. Geburtstag. Er baute das Unternehmen in der dritten Generation der Familien Dreyer mit auf und entwickelte es maßgeblich zum globalen Landtechnikspezialisten für den modernen Pflanzenbau. Im Laufe seiner Tätigkeit in der Geschäftsführung der Amazone Gruppe hat er eine große Anzahl von wichtigen technischen Erfindungen gemacht, die patentiert und mehrfach ausgezeichnet wurden. Zu Beginn des Jahres 2005 übertrug er seinen Geschäftsführerbereich auf seinen Sohn Dr. Justus Dreyer. Trotzdem kümmert er sich auch weiterhin um die Amazone Sätechnik und die optimale Düngung und pflegt die Zusammenarbeit mit der SAA Samara und anderen Hochschulen. Er ist auch weiterhin Mitglied der Geschäftsleitung.
Als ältester Sohn von Dipl.-Ing. Heinrich Dreyer, dem Nachfolger des Gründers der Amazonen-Werke, wurde Heinz Dreyer im Jahre 1932 geboren und schon frühzeitig von seinem Vater für die Nachfolge bestimmt. Nach seinem Abitur am Ratsgymnasium in Osnabrück und während der Semesterferien absolvierte er verschiedene Praktika im Stahlwerk zu Georgsmarienhütte und Osnabrück, bei der Firma Heinrich Lanz in Mannheim sowie den Bayerischen Leichtmetallwerken BLW. Er studierte Maschinenbau an der Technischen Universität München und blieb, nachdem er 1956 sein Diplom abgelegt hatte, als freier Mitarbeiter mit Forschungsauftrag des Bundesministeriums für Landwirtschaft (Bonn) weiter an der Universität, um noch zu promovieren.
Seine Pläne wurden jedoch jäh unterbrochen, als sein Vater plötzlich im November 1957 starb. Von da ab trat Heinz Dreyer zusammen mit seinem Vetter Klaus Dreyer umgehend in die AMAZONEN-WERKE ein und übernahm mit ihm die Leitung des Unternehmens. Das geschah Anfang 1958. Neben dem erforderlichen Ausbau der Firma nahm Heinz Dreyer seine Doktorarbeit erneut in Angriff, studierte zusätzlich Agrar-BWL und Agrarpolitik mit den entsprechenden Prüfungen und promovierte 1963 an der Justus-Liebig-Universität Gießen.
Von Anfang an befasste er sich hauptsächlich mit der Produktentwicklung. Hier gelang ihm auch gleich ein großer Wurf. Er erfand schon nach wenigen Wochen den ersten Dreipunkt-Zweischeibenstreuer ZA (Zentrifugalstreuer-Anbaumaschine), der später zum Vorbild fast aller auf der Welt verwendeten Düngerstreuer avancierte und bis heute in einer Stückzahl von weit über 750.000 Exemplaren verkauft wurde. Er befasste sich außerdem mit der Weiterentwicklung der Kartoffelerntemaschinen, entwickelte einen neuartigen Stalldungstreuer mit Breitstreuwerk, erfand neue Sämaschinen für größere Arbeitsbreiten und schließlich eine neue moderne Traktorsämaschine, die den Amazonen-Werken schon nach kurzer Zeit die Marktführerschaft auch auf diesem Gebiet einbrachte – die legendäre AMAZONE D4.
Im Jahre 1960 heiratete er die Unternehmertochter Magdalene Teich aus Niederbayern. Von seinen vier Kindern Petra, Nicoline, Konstanze und Justus wurde Justus sein Firmennachfolger.
Auf unternehmerischer Seite lag ihm die Ausrichtung der Firma auf eine zukunftsorientierte Führung sehr am Herzen. Er entwarf das Konzept einer Führungsgruppe, die außer den beiden Geschäftsführern sorgfältig ausgewählte Mitarbeiter mit entsprechenden Stimmrechten einbezog, die sogenannte Führungsgruppe 1 (FG1), die auch heute noch die oberste Geschäftsleitung mit zurzeit acht Personen darstellt und der Prof. Heinz Dreyer weiterhin angehört.
Ab 1975 konzentrierte er seine Entwicklungsaktivitäten auf die Sätechnik für Direktsaat in Kanada und erfand unter anderem das Amazone Meißelschar, das sich bei den verschiedensten Einsatzbedingungen bis heute auch in Russland besonders bewährt. Da in weiten Gebieten Russlands Wasserknappheit herrscht, sah Prof. Heinz Dreyer gerade dort eine große Chance für die Direktsaat und war außerordentlich erfolgreich. Prof. Heinz Dreyer, der geistige Vater und Erfinder der Primera DMC, verfolgt voller Freude, wie sich „seine“ Maschine international immer weiter durchsetzt.
Als Familienunternehmer mit großer Tradition ist ihm bis heute ein familiäres, gutes Arbeitsklima in allen Bereichen sehr wichtig. Über seine Mitarbeitenden sagt Prof. Heinz Dreyer: „Bei Amazone haben wir immer das Glück gehabt, tolle Mitarbeitende zu haben, nicht nur in der Konstruktion, sondern auch in der Produktion und im Vertrieb. Man muss dann ein Klima schaffen, dass sich die Mitarbeitenden wohlfühlen und dass ihre Arbeit anerkannt wird.“ Heute arbeiten rund 2000 Beschäftigte in der international erfolgreichen Amazone Unternehmensgruppe an neun Fertigungsstandorten in Deutschland, Frankreich, Russland und Ungarn.
Prof. Dreyer hat im Laufe der Jahre die Amazone Tugenden in die DNA der Amazone Gesamtorganisation verankert: Diese sind eine herausragende Innovationskraft, ein hoher Qualitätsanspruch und die Kommunikation auf Augenhöhe mit Landwirten und Wissenschaftlern auf der ganzen Welt. Mit ununterbrochener Leidenschaft und hohem Engagement ist ihm der landtechnische Fortschritt eine Herzensangelegenheit und für ihn der Schlüssel zum Amazone Erfolg: „Was uns nach oben gebracht hat, sind Innovationen. Neue Ideen, die aber auch wirklich gut sein müssen, realistisch sind und technische Vorteile haben. Unsere Maschinen müssen aber nicht nur gut arbeiten, sondern vor allen Dingen auch zuverlässig sein. Und wir sind eine Firma, die für ihre Kunden da ist und sich um die Kunden kümmert.“
Hohe Ehrungen für Prof. h.c. Univ. Samara R A S Dr. Dr. h.c. Heinz Dreyer
Nachdem sich Prof. Dreyer in den letzten Jahren verstärkt mit der Sätechnik für Russland befasst hatte, wurde er zunächst zum „Mitglied der Internationalen Akademie für Agrarausbildung“ in Moskau gewählt. Dies gilt in langer russischer Tradition als eine der höchsten Auszeichnungen („Akademiker“). Als wissenschaftlicher Berater an der Staatlichen Agraruniversität Samara erhielt er außerdem 2001 die Ehrenprofessorwürde dieser Hochschule, ein Titel, der inzwischen auch in Deutschland unverändert anerkannt ist.
Wegen seiner Verdienste um die wissenschaftliche Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet Agrartechnik wurde ihm im Sommer 2005 die Ehrendoktorwürde der Universität Hohenheim verliehen. 2008 erhielt er den Silbernen Verdienstorden des Landwirtschafts-Ministeriums der Russischen Föderation. 2009 würdigte der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) Prof. Heinz Dreyers Lebenswerk mit der VDI-Ehrenmedaille.
Als höchste Ehre wurde Prof. Heinz Dreyer im Jahr 2012 zum „Ausländischen Mitglied der Russischen Akademie der Agrarwissenschaften RAAS“ gewählt. Diese Mitgliedschaft gilt in der Russischen Föderation als eine der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnungen, die nur sehr selten an nicht-russische Wissenschaftler vergeben wird.